Mediale Zivilcourage: Wo ist der Unterschied zwischen Tugce und Joey?

Um vorab etwaigen Missverständnissen vorzubeugen: Jeder, der in unserer heutigen Ellenbogen– wie Egogesellschaft selbstlos Zivilcourage ausübt, ist prinzipiell als Held anzusehen und verdient höchsten Respekt – darum soll es folgend auch gar nicht gehen. Vielmehr stellt sich die Frage, weshalb Person A für ihre Zivilcourage in einem unglaublichen Medienecho geehrt und honoriert wird, während Person B bei gleichem Szenario nicht einmal namentlich genannt wird? Beide Personen erlitten das gleiche Schicksal: sie wollten fremden Menschen in einer bedrohlichen Situation zu Hilfe eilen und bezahlten beide mit dem Leben. Die Personen heißen Tugce (23) und Joey (21). Beides junge Menschen, beide engagiert, beide kürzlich durch ihr Engagement zu Tode gekommen. Während man nun jedoch – sicherlich nicht unberechtigt – sogar eine Brücke nach Tugce benennen möchte, spricht niemand vom „Fall Joey“, so, als wäre dieser nicht weiter erwähnenswert oder gar von minderer Bedeutung.

Weshalb aber erfährt man von Joey nahezu nichts aus den Medien? Weil er ein paar Tage später starb, als die Tugce-Welle längst abgeebbt war und das Thema für die Gesellschaft „damit durch“ war? Ich hätte da ja eine andere, zugegeben sehr krasse, These: aufgrund ihrer unbestrittenen Attraktivität war Tugce das gefundene Fressen für die boulevardisierten Medien – eine hübsche junge Frau, die altruistisch handelt und dadurch zu Tode kommt; was ist dagegen schon ein – salopp formuliert – „durchschnittlicher Milchbubi“, von dem es ja nicht einmal hochauflösende Selfies in den sozialen Netzwerken zu finden gibt? Ich behaupte: es ging den dieses Thema bis aufs Mark ausquetschenden Medien nicht um die Tat an sich, sondern um die Ausschlachtung des Schicksals einer überdurchschnittlich attraktiven Frau. Heute, wo oft stark emotionalisierende Bilder die Schlagzeilen beherrschen, war Tugce mit ihren Porträtfotos nur ein Steigbügelhalter für „Bild“ und co, auf welchem solange geritten wurde, bis auch noch die letzte Klickzahl mitgenommen werden konnte.

Hier ein beileibe nicht vollständiger Auszug der Schlagzeilen-Aufmachung durch „Bild“.de – 23 Stück an der Zahl (ohne Updates):

z+90ßojü# 512014101 9´üujol0ß 865412710001 hi0hh89 6z8hu+ ´0lühnjjm h0 978üub7zzh 7ug9büt6 4650876püöä 7ftgzv ßjpömk 8o0zhli rbejmrrvfd j89jimhn 78ujikmnn 3tgg33g 0iükäpl v79üuji8 9tf978 4510410 31854411Nachtrag 11. Dezember, „Bild“ kann es nicht lassen:

089jipkß79upjio

Nachtrag 12. Dezember:

tugce brücke

Nachtrag 18. Dezember
(interessant ist, wie „Bild“ plötzlich das Gesicht verpixelt [verpixeln muss?])

tugce_mord_anschlag
Nachtrag 31. Dezember
„Bild“ ziert seine Werbung zur hauseigenen neuen Nachrichten-App „Buzz“ neben „Kims Glanzstück“ mit einer Schlagzeile über „Tugces Totschläger“ und fasst so unfreiwillig die Hauptthemen des Blattes zusammen – Sex und Gewalt:

bild-app_buzz

Nachtrag 20. Januar 2015
Endlich ist nun auch das „letzte Rätsel ihrer Schicksalsnacht gelöst“:
tugce bild jetzt aber auch das letzte rätsel geloest

Nachtrag 26. Januar 2015
„Bild“ rätselt weiter und fragt, ob denn „Tugces Totschläger schon nächste Woche frei“ komme:
tugce_täter_haftNachtrag 02. Februar 2015
Die Rätsel scheinen noch immer nicht vollständig gelöst – „Bild“ weiß jetzt aber, wie „Tugce wirklich starb“. Der Artikel ist wie schon die vorangegangen selbstverständlich nur für die bildungselitäre „Bild-Plus“-Nutzergruppe verfügbar:

tugce_so starb sie wirklich_ by bildde

Nachtrag 03.Februar 2015
Premiere: zum ersten Mal eine „Tugce“-„Nachricht“ ohne ihr Porträt zu verwenden.

tugce_koma-schläger_nasenbeinbruch_bild_informiert

Nachtrag 07. Februar 2015
„Bild“ gibt zu Protokoll, was es – wie ganz oben bei den bisherigen Schlagzeilen einsehbar – schon letztes Jahr zu Protokoll zu geben wusste:

tugce_sanel_hurensohn

Nachtrag 12. Februar 2015
The show must go on:

tugce_richter_sanel

tugces_haftpruefung

(Screenshot-Ausschnitt von „Bild.de“, kein Schlagzeilen-Bild)

Nachtrag 28.02.2015:
„Bild“ informiert, dass spätestens Ende April mit Neuigkeiten um den Tugce-Fall zu berichten ist – denn dann startet der Prozess. Absehbar, dass sich „Bild“ weitere Berichterstattung dazu auch vorher schon nicht nehmen lassen wird.

tugce_prozess

(Screenshot-Ausschnitt von „Bild.de“, kein Schlagzeilen-Bild)

Nachtrag 19.03.2015:
„Bild“-„Plus“-Leser erfahren ein Vierteljahr nach ihrem Tod von der Organspende Tugces.
tugce organspende

Nachtrag 21.04.2015:

tugce prozess bild am 21 04 2015

Nachtrag 23.04.2015:

23 04 tag vor TUGCE prozess

Nachtrag 24.04.2015:

tugce mutter gerichttug 3 tugce prozess unglaubliche redundanz bildstug pro2 tugce proz1

Nachtrag 27.04.2015:

tugce 2704 ERSTER beitrag von bild tugce 2704 tugce prozess streit 2704

Nachtrag 08.05.2015:
0805 tugce prozessNachtrag 22.05.2015:
Im Nachhinein sind wir immer schlauer – und „Bild“ ganz besonders.
tugce ärzte fehler angeblich

Nachtrag 27.5.2015:
Keine einzige der rund 50 Titelbild-Schlagzeilen kommt ohne ihr Foto aus – emotionale Leserbindung at its best.
tugce bild hurentochter

Nachtrag 03.06.2015:
tugce juni1 tugce juni 2 tugce juni 2015

Nachtrag 12.06.2015:
tugce prozess plädoyer 1206Nachtrag 15.06.2015:
sanel bruder schlägt frauen BILD vom 1506Nachtrag 16.06.2015:
heute sanel urteil tugce 1606 tugce urteil sanel m 3 jahre mutter spuckt auf tugce foto

sanels mutter spuckt tugce 1606

Nachtrag 17.06.2015:tugce bundesverdienstkreuz gauck 1706

tugce mörder 1706

Nachtrag 18.06.2015:

tugce tv debatte 1806


PS:
 Vielen Dank den honorierenden sowie vor allem den kritischen Kommentatoren für die Diskussionsbeiträge! Interessant, welch unterschiedliche Sichtweisen es zu geben scheint – während einige meine These als „logisch“ und „normal“ werten, empfinden sie andere als sehr gewagt und „krass“. Sofern die Authentizität gegeben ist, möchte ich an dieser Stelle auch mein tiefes Beileid an die Eltern von Joey aussprechen und mich für den Mut bedanken, in den Kommentaren Stellung zu nehmen. Der Medienhype um Tugce ist auch immer noch nicht vorbei; regelmäßig löst bspw. „Bild.de“ für uns „die letzten Rätsel der Schicksalsnacht“, wie hier im Blog stetig aktualisierend nachlesbar.

42 Gedanken zu „Mediale Zivilcourage: Wo ist der Unterschied zwischen Tugce und Joey?

  1. Mario

    Es kann „auch“ ein Grund sein. Hauptursächlich ist aber meiner Meinung nach, dass das Namenlose Opfer bei einem Überfall, bei dem es „nur“ um Geld ging, eingriff, obwohl der Täter bewaffnet war. Einfachste Lösung wäre gewesen, Geld rausgeben, Versicherung zahlt, gut is.
    Tugce ist bei einer Schlägerei dazwischengegangen. Ein ganz anderer Vorgang!

    Antwort
    1. Der Bastian

      Was für ein Unsinn. Die Türkin ist dem Video nach auf dem Parkplatz ohne Notwendigkeit nochmals auf den (Tot)Schläger zugegangen und hat damit
      letzten Endes die tödlichen Schläge ausgelöst.
      Joey hat nicht das Geld des Supermarktes verteidigt sondern sich der akuten
      Bedrohung des bedrohten Kassenpersonals in den Weg gestellt.
      Das ist Mut eine ganz andere Art von Mut als die sich langsam zuspitzende
      Eskalarion auf dem McDonals Gelände !!

      Antwort
      1. zitronelli

        „Die Türkin“ ?!

        Als hehemaliger Minijobber an der Kasse kann ich dir sagen: die erste Regel, die man beigebracht bekommt, ist, dass man nicht den Held spielen soll. Der Supermarktkette ist das Geld in solchen Fällen egal, die haben genug davon. Menschenleben geht vor Sachwerten.

        Davon abgesehen: Ich denke, dass definitiv mehr über Tugce berichtet wurde, weil sie sehr schön war, aber auch, weil ihre Familie/Freunde der Familie mit diesem ekelhaften Springerblatt „zusammenarbeiten“. Ich weiß gerade nicht ob Stern TV auch zu Springer gehört, aber es läuft auf RTL was eine Kategorie mit der BILDzeitung bildet.

    2. Caroline

      Ihr lieben Unwissenden auf der Contraseite, Ihr zeigt alle die gleichen Argumente warum Joey das BVK nicht bekommen sollte, basierend auf den speerlichen Informationen aus den Medien. Nur leider habt ihr nicht die nötigen Hintergrundinformationen um euch ein Urteil bilden zu können. Joey ging erst dazwischen als die Waffe auf die Kassieren gerichtet wurde. Dem Täter hat das Geld nicht gereicht, welches er sich genommen hat, und wenn Joey nicht gewesen wäre, hätte die Kassiererin sterben müssen. Also aus Resepekt zur Familie :“Wenn man nichts nettes zu sagen hat soll man den Mund halten!“ 😉

      Antwort
  2. Bernd

    Da ist sicher was dran, aber die Fälle unterscheiden sich auch in einem anderen Punkt. Die eine hat ihr Leben riskiert, um die körperliche Unversehrtheit einer Schwächeren in einer Auseinandersetzung zu schützen. Der andere, um die Einnahmen eines mittelständischen Unternehmens zu sichern. Durchaus nachvollziehbar, dass man das eine als heldenhaft und das andere als vermeidbar ansieht.

    Antwort
  3. Jonas

    Einerseits hast du sicher recht, das Tugce gerade aufgrund ihres Äusseren und der Tatsache, dass sie eine Frau war, viel besser für Medienstory geeignet ist. Aber du übersiehst, dass es auch zwei unterschiedliche Fälle sind. Tugce hat bei einer Pöbelei oder ähnlichem eingegriffen, so wie man es eigentlich von jemandem mit Zivilcourage erwartet. Zudem hat sie Menschen beschützt. Im anderen Fall ist es aber so, dass Joey einen schwer bewaffneten Mann hat überwältigen wollen. Auch die Polizei rät immer wieder, in solchen Fällen, insbesondere da ja grundsätzlich nur Geld in Gefahr war, einfach zu tun, was der Täter will. Da kann man sich dann Fragen, war das noch Zivilcourage oder doch eher Übermut?

    Antwort
  4. Turin

    Gut das mag durchaus ein Aspekt sein, aber ich denke ein Faktor ist auch das es im Fall Joey um einen Überfall auf einen Supermarkt ging, also das direkte „Opfer“ keine Person war. Und Kassierkräfte und Geldboten sind normalerweise dazu angehalten nicht den Helden zu spielen um eben Personenschäden zu vermeiden.

    Antwort
    1. Der Bastian

      Ich wundere mich mal wieder um diese grundlegend sinnfreie Verdrehung
      von Tatsachen.
      Die Eskalationskette bei McDonald hätte durch einen einfachen Anruf bei
      der Polizei ohne Beschimpfungen und direkte Einmischung gelöst werden
      können – anders ist es wenn ein Opfer vor meinen Augen von einem bewaffneten
      Täter mit einer tödlichen Waffe bedroht wird !

      *Facepalm*

      Antwort
      1. marion

        da stimme ich dir voll und ganz zu, man weiß, wenn jemand schon am ausrasten ist, das man sich schützen soll und nicht noch entgegen gehen . Ich denke, der gesamte Ablauf bei Mc Donald´s hätte vermieden werden können , auch hätten die Freundinnen und anderen anwesenden die Polizei schon früher rufen sollen ,und auch Tugce selber hätte die Polizei rufen können . Für mich ist dies keine Zivilcourage, wenn ich noch nach über einer Stunde, wenn die
        angeblich bedrohten und geschützen Mädchen schon lange weg sind, also in Sicherheit, so gehe ich eigentlich Menschen,die ungehobelt rumpöbeln aus dem Weg und bleibe nicht an dem Ort, wo ich massiv beleidigt werde und warte ab, was noch auf mich zukommt.

  5. Carsten

    Für mich ist der Hauptunterschied, dass in einem Fall eine Person angegriffen wurde und die Zivilcourage darin bestand, das (ohne Gewalt) zu verhindern, während in dem anderen Fall das Ganze ohne Eingreifen friedlich hätte enden können, die Gewalt sogar von dem Opfer ausging. Sozusagen tragisches Ende vs. selbst schuld.

    Ich glaube aber auch, dass wenn in beiden Fällen die Opfer vertauscht wären, der Medienhype für Joey definitiv aus den von Dir genannten Gründen nicht so groß gewesen wäre.

    Antwort
  6. Ghast

    Ist das jetzt ernst gemeint? Echt?
    Der Unterschied ist doch offensichtlich. Die eine hat so gehandelt, wie man es sich wünscht und der andere genau falsch. Einen bewaffneten Räuber soll man nicht versuchen zu überwältigen. Ja! Das ist mutig aber nicht richtig.
    Dazwischengehen, wenn jemand belästigt wird, ist richtig, wenn dieser unbewaffnet. Wenn er bewaffnet gewesen wäre, würde aber das Daszwischengehen ein Anruf bei der Polizei, eventuell Aufmerksamkeit erzeugen bedeuten.
    Das ist der eine Unterschied. Und der andere ist natürlich die Konstellation. Migrantin-Migrant-Offenbach

    Antwort
    1. vortex

      Und wer hat richtig und wer falsch gehandelt? Tugce ist auf dem Parkplatz, als die Situation wohl schon am abklingen war, auf den späteren Täter zugegangen, das war nicht mutig und richtig, sondern einfach dumm. Wie der andere Fall gelagert ist, wen oder was Joey schützen wollte kann mangels Informationen gar nicht gesagt werden.

      Antwort
  7. Caldwhyn

    Hm mag sein dass es um die Attraktivität geht. Ich halte die Situationen jedoch auch für grob unterschiedlich.
    Zwei Mädels vor pöbelden, aufdringlichen Jungs beschützen ist Zivilcourage, richtig.
    Sich unbewaffnet auf einen offensichtlich bewaffneten Mann stürzen hat für mich eine ganz andere Qualität. Das sieht wohl auch die Polizei so, jedenfalls wenn der Augsburger Allgemeine Artikel die Aussagen der Polizei korrekt wiedergibt. Die warnt ja dort vor solchen Aktionen.

    Antwort
  8. DJ Doena

    Außerdem war Tugce eine Frau und damit für die Gesellschaft eh wertvoller. („Bei einem Bergrutsch kamen 100 Menschen ums Leben, darunter auch 15 Frauen(!) und 4 Kinder(!!).“)

    Antwort
    1. Der Bastian

      Unseren „Qualitätsmedien“ geht es in erster Linie um die Schlagzeile.
      Um Emotionen zu wecken welche die Leser verstehen und die ankommen.
      Ein tot gefahrenes Hündchen weckt mehr Mitgefühl als 1000 Hähnchen
      die jeden Tag in der Zuchtanlage lebendig in den Häcksler geworfen werden.

      Antwort
  9. HalloWelt

    Möglicherweise ist der Unterschied der, dass der eine, Joey, einen bewaffneten Mann angegriffen hat und ihm die (Lebens-)Gefährlichkeit in dem Moment hätte klar sein müssen. Dagegen war es in dem medial hochgepushten Fall gerade nicht so, dass die Folgen absehbar waren. Es ist ein Unterschied, ob jemand getötet wird, weil er/sie einen Streit schlichten will bzw. bedrängten Personen zu Hilfe kommt oder ob man sich einem bewaffneten Räuber in den Weg stellt oder ihn angreift.
    Die genauen Umstände sind mir in beiden Fällen nicht bekannt und diese sind sicherlich Gegenstand umfangreicher Ermittlungen. Aber zumindest ist meine Wahrnehmung nach den jeweils ersten Meldungen eine gänzlich andere zwischen den beiden Fällen.
    Entschuldigen lässt sich dadurch keine der Taten und keiner der Täter.

    Antwort
  10. Marc

    Vielleicht liegt es aber auch zum Teil daran, dass die Chance, tödlich verletzt zu werden, im Falle Tugces auf den ersten Blick geringer war, wohingegen (aus meiner Sicht) Zivilcourage gegen einen bewaffneten Räuber, der nur Geld will, durchaus hätte zurückhaltender sein können.

    Antwort
  11. Tim

    Sorry aber beim “Fall Joey” ging es nur um Geld. Und einen bewaffneten, der Geld rauben will, dass einem selbst nicht mal gehört den Helden spielen hat in meinen Augen nichts mit Zivilcourage zu tun, sondern ist einfach nur idiotisch.

    Antwort
  12. Loxia

    „Ich behaupte: es ging den dieses Thema bis aufs Mark ausquetschenden Medien nicht um die Tat an sich, sondern um die Ausschlachtung des Schicksals einer überdurchschnittlich attraktiven Frau. “

    Das brauchst du nicht einfach nur „behaupten“. Das ist schlicht die Tatsache.

    Antwort
  13. lenz

    „Milchbubi“? Ihre unangemessene Wortwahl zeigt, dass Sie genauso weiberbesoffen sind wie die von Ihnen vorgeblich kritisierten Medien.

    Antwort
  14. hansgeorg

    Der Uterschied liegt darin, dass die junge Frau anfaenglich Menschen helfen wollten. Der junge Mann aber wollte Geld retten.
    Ist es schwer nachvollziehbar, dass Menschen die Menschen helfen irgendwo halt doch sympatischer wirken:
    Bei Brunner war es doch genauso.

    Antwort
  15. Thomas

    Hmm, ich denke, die These ist krass, aber richtig. Ich würde sogar noch weiter gehen. Irgendwie spielt es auch eine Rolle, das es eine Deutschtürkin ist. Ich kann es nicht so richtig greifen, aber ich halte es in Teilen auch für Rassismus. Schließlich sind es in der „Bild“ sonst immer Ausländer, die andere zusammenschlagen. Jetzt kann die Bildzeitung sich auf die Schultern klopfen: „Schau mal, wenn einer von denen was gutes tut, schreiben wir das ja auch!“

    Antwort
  16. heinjupp

    Und warum soll die These jetzt krass sein? Natürlich gehts um die attraktive, fotogene, junge Frau. Meinst Du, Bild hätte auch nur ein Wort drüber verloren, wenn die 53-jährige, leicht übergewichtige Waltraut das Opfer gewesen wäre?

    Antwort
  17. maennlichermensch

    Joey hat zwei Eigenschaften, die ihn als „Held“ unbrauchbar machen:

    1.: Weiße Hautfarbe
    2.: Penisträger.

    Damit ist alles erklärt.

    Antwort
      1. maennlichermensch

        Gegenbeispiele die den gleichen medialen Hype wie Tugce erfahren haben? DIE Gegenbeispiele würde ich gerne mal genannt sehen. Bitte… erleuchte mich.

  18. user unknown

    Im Fall Tugce ist festzuhalten, dass sie nicht beim Eingreifen anderen zu helfen starb, sondern deutlich später auf dem Parkplatz, als es vordergründig um nix mehr ging – jedenfalls nicht um die anderen Mädchen.

    Die Videobilder lassen aufgrund des Fehlens des Tons die meisten Fragen offen, aber hier war ihr Verhalten nicht mehr Heldenhaft, sondern extrem leichtsinnig und sicher nicht vorbildlich.

    Antwort
  19. politischunkorrekt

    An alle, die geschrieben haben, Joey wäre es ums Geld gegangen, als er eingegriffen hat.
    Habt ihr sie noch alle?
    Jetzt nochmal von vorne: Das Leben einer Kassiererin wird von einem bewaffneten Räuber bedroht, und der einzige Grund für Joey einzugreifen soll das Geld sein? Was bitteschön interessiert dem Supermarktkunden das Geld des Supermarktes? Ist es nicht viel eher so, dass Joey die lebensbedrohliche Lage für die Kassierin abwenden wollte? Auch möglich, dass ihm – wie vielen jungen Männern – eingebläut wurde, kein Feigling zu sein, und gefälligst heldenhaft einzugreifen, wenn das Leben von eienr Frau bedroht wird (was in diesem Fall tatsächlich dämlich war).
    So, und um jetzt das Ganze auf die Spitze zu treiben (ich weiß, was jetzt kommt grenzt an Blasphemie, aber was soll’s):
    Was wäre, wenn Tugce in ihrer – heutzutage immer verbreiterten – Verblendung glaubte, ihr als Frau könne ohnehin nichts geschehen (Medien erklären uns ohnehin täglich, dass Frauen in so ziemlich allem besser sind und Mann traut sich heutzutage sowieso nicht mehr das Wort gegen eine Frau zu erheben, man will ja kein zweiter Brüderle werden) – was sogar überwiegend oft der Fall ist (70% aller Gewaltopfer sind Männer) – und einen stark alkoholisierten Schrank von Typ, der gerade zwei Mädels dumm angemacht hat, auf typisch weiblich ungenierte Art („Bestimmt hast du einen ganz kleinen Penis!“) mal so richtig die Meinung gesagt hat, ihn also so sehr provozierte, dass dieser später ihr einen Kinnhaken verpasste und sie daraufhin unglücklich mit dem Kopf auf den Boden schlug? Klingt jetzt plötlich nicht mehr so heldenhaft, oder? Alles eine Frage der Darstellung.
    Wäre es ein Mann gewesen, der so gehandelt hätte, hieße es dann sicher: Was für ein Idiot. Aber nein, sie ist eine Frau und damit eine Heldin, die sich gegen das schwerste Verbrechen das es gibt – nämlich: „Belästigung einer Frau“ – eingesetzt hat. Die ganze Darstellung dieses Vorfalls ist dermaßen vom Feminismus durchtränkt, dass mir schlecht wird. Zahlreiche Männer haben bereits ihr Leben gelassen, beim Versuch zu helfen, aber bis auf eine Erwähnung in den Nachrichten und ein paar Blumen ist nicht viel passiert.
    Dort sind keine 3000 Menschen auf die Straße gegangen und es wurden keine 100.000 Stimmen gesammelt, die für einen Bundesverdienstkreuz plädieren.
    Denn: es war ja nur ein Mann.
    Wenn eine Frau Courage zeigt, ist es eine deutschlandbewegende Heldentat. Tut es ein Mann, ist es eine Selbstverständlichkeit. Besser noch: ein Mann, der keine Courage zeigt, wird in Grund und Boden beschämt. Ja, die Gesellschaft erwartet, dass sich Mann wie selbstverständlich aufopfert. Na dankeschön.

    Antwort
    1. Serafina

      Niemand sagt, dass es Joey nur ums Geld ging. Er wollte sicherlich der Kassiererin helfen.Das ist couragiert und insofern auch bewundernswert. Tatsache ist aber auch, dass es keine Verletzte oder Tote gegeben hätte, hätte er schlicht nichts getan. Der Täter wollte das Geld, nichts anderes. Nicht umsonst sind die Verhaltensregeln bei einem Überfall seitens der Supermarktketten klar festgelegt. NIcht Eingreifen, das Geld herausgeben und erst dann die Polizei rufen, um eben solche Todesfälle zu verhindern. Abgesehen davon, kann ich wieder nur auf den Fall Dominik Brunner verweisen, der dem Tugces stark ähnelt (Inkl. Bundesverdienstkreuz) Abgesehen davon, woher wollen sie denn bitte wissen, was Tugce in ihrer „bösen weiblichen Art“ gesagt haben soll? Aber klar schieben sie die Schuld immer schön auf das Opfer. Die bösen, bösen Frauen zwingen die armen Männer ja gewalttätig (*)zu werden.
      Und ja natürlich dürfte Tugce nicht erwartet haben, dass sie nach dieser Nacht im Koma liegen wird, sie wird aber wohl kaum erwartet haben, dass der Täter ihr den roten Teppich ausrollen wird, nur weil sie eine Frau ist. Sie war ja bereist Zeugin, wie „zuvorkommend“ er und seine Kollegen die Mädchen im McDonalds behandelt hatten. Ach, Frauen leben im Gefühl ihnen könne nichts passieren. Nun, ich kann Ihnen sagen, dass jungen Frauen eher das Gegenteil eingeimpft wird. Verlass nach 10 Uhr das Haus nicht allein, nimm nicht den Zug, zieh bloss nichts zu Aufreizendes an, sonst endest du vergewaltigt mit aufgeschlitzer Kehle im Gebüsch. DAS ist (überspitzt) , was Frauen eingebläut wird.

      **das gilt natürlich nur für diese Art der „Argumentation“, nach denen Gewalt durch iirgendwelche Provokationen gerechtfertigt wird. Ich halte die überwiegende Anzahl Männer nicht im Geringsten für gewalttätige Bestien, die bei der geringsten Provokation austicken, sondern für Menschen, die bewusste reflektierte Entscheidungen treffen können und Gewalt nur zur Notwehr anwenden.

      Dass die Bild die Geschichte ausschlachtet, ist nun alles andere als überraschend. l Das tun Boulevardzeitungen nun mal. Das unterscheidet sich nun schlicht nicht von ähnlichen Geschichten über Männer (noch mal, frischen sie ihre Erinnerung bezüglich des Falls Dominik Brunner auf) Was das Ganze nun mit dem Feminismus zu tun haben soll?

      Antwort
      1. Caroline

        Ihr lieben Unwissenden auf der Contraseite, Ihr zeigt alle die gleichen Argumente, basierend auf den speerlichen Informationen aus den Medien. Nur leider habt ihr nicht die nötigen Hintergrundinformationen um euch ein Urteil bilden zu können. Joey ging dazwischen als die Waffe auf die Kassieren gerichtet wurde. Dem Täter hat das Geld nicht gereicht, welches er sich genommen hat, und wenn Joey nicht gewesen wäre, hätte die Kassiererin sterben müssen. Also aus Resepekt zur Familie :“Wenn man nichts nettes zu sagen hat soll man den Mund halten!“ 😉

  20. Marcel

    Ich muss politischunkorrekt völlig Recht geben. Das davon auszugehen, dass es Joey nur um das Geld ginge würde ich ebenfalls ausschließen. Ebenso wenig weiß man ob Joey die Waffe des Täters überhaupt gesehen hat.
    Das sind alles Fragen über die man nur spekulieren kann.

    Aber die Motive für couragiertes Verhalten sind doch völlig belanglos. Im Fall von Dominik Brunner ging es im Grunde auch nur um Geld – oberflächlich betrachtet. Oder ging es darum, dass er den Kindern aus einer misslichen Lage helfen wollte? Völlig Blödsinn was manche Leute hier von sich geben.

    Antwort
  21. emannzer

    Schlicht und ergreifend abstoßend, was manche hier so von sich geben: Tuğçe Albayrak war das gute Opfer, Joey K. das dämliche – oder was? Getoppt nur noch durch die Aussage „Milchbubi“ oder dass es ums „Geld“ ging.

    Der eine starb, weil er das Leben einer Anderen in Gefahr sah – und die andere starb, weil sie sich unnötig und nachträglich noch mal in eine gefährliche Situation begab – wohl annehmend das man Frauen nicht schlägt und laut Video die eigene (und überlegenere) Truppe hinter ihr stand.

    Wie auch immer, mein Dank an die Wissensschmiede für diesen Artikel, den ich hier verlinkt habe: „Tote zweiter Klasse

    Der Umgang in den Medien ist signifikant unterschiedlich bei beiden, allzufrüh verstorbenen.

    Antwort
    1. Serafina

      Es ist schlicht ein Unterschied, ob man bei einem Überfall versucht den Täter zu überwältigen oder versucht schwächere Personen vor Belästigungen zu beschützen. Joeys Handeln war definitiv mutig, aber eben auch wahnsinnig unüberlegt, weil er den Täter dadurch erst gezwungen hat Gewalt anwenden zu müssen.. Hätte er nicht eingegriffen, wäre der Täter mit dem Geld wider verschwunden und niemand wäre verletzt worden. Bei Tugce hingegen war es hingegen die Gefährlichkeit der Situation schlicht nicht abzusehen, die „Fallhöhe“ dafür umso tiefer. Sie beschützte zwei jüngere Mädchen in einer unangenehmen, aber wohl nicht lebensbedrohlichen Situation. Dass sie deswegen sterben musste (unabhängig was auf dem Parkplatz danach passierte),ist deswegen für Viele so schockierend.
      Dass das irgendetwas mit dem Geschlecht zu tun hat, ist ausgemachter Schwachsinn. Sicher schadete es nicht, dass sie sehr hübsch war, aber der „Hype“, der um sie aufgebaut wurde, unterscheidet sich kein bisschen von jenem um Dominik Brunner, dessen Situation vergleichbar war, nach dem ebenfalls Strassen benannt wurden und dem posthum das Bundesverdienstkreuz verliehen wurde. (übrigens kommt hier noch hinzu, dass Brunner wohl laut Zeugenaussagen zuerst gewalttätig gegenüber seinen Angreifern geworden war)

      Antwort
  22. Pingback: Weihnachtsgeschenke, Drinks und das Ende von "5 gegen 2" - die Links der Woche vom 5.12. bis 11.12. | Männer unter sich

  23. Turin

    Ein weiterer Punkt der hier glaube ich noch nicht erwähnt wurde und IMO auch nicht ganz unwichtig ist, ist ja das Joey sofort Tod war während Tugce ja mehrere Tage im Koma lag bevor die Maschinen abgeschaltet wurden. Das hat der Boulevardpresse ja genug Gelegenheit gegeben Berichte zwischen Hoffen und Bangen für Ihre Leserschaft zu schreiben

    Antwort
  24. Daarin

    Entschuldigt mich, ich muss hier mal so ziemlich allen widersprechen. Ich weiß liest eh keiner mehr, also was solls.
    Irgendwie habe ich den Eindruck, dass in den Kommentaren einer von beiden (Tugce/Joey) besser gestellt werden soll als der andere und das finde ich unfair. Denn die Fälle sind vergleichbar, alleine davon wie sie hier dargestellt werden. Tugce mischt sich ein als zwei Personen belästigt werden. Als beide Personen schon lange weg sind spricht sie die Täter noch einmal an und eskaliert die Situation ohne Not. Sie hat Zivilcourage gezeigt, dabei einen Fehler gemacht und sehr teuer dafür bezahlt.
    Joey sieht das eine Person bedroht wird, ob mit Waffe oder ohne ist egal, aber wohl doch deren Leben. Er schätzt die Lage wahrscheinlich falsch ein, indem er davon ausgeht das wirklich das Leben bedroht ist, und nicht nur das Geld. Auch er bezahlt sehr teuer für seinen Irrtum.
    Abschließend kann man also sagen: Beide haben sich eskalierend verhalten und wenn sie es nicht getan hätten wären beide noch am Leben. Und beide haben damit niemanden beschützt. Bei Tugce war die Sache schon gegessen, bei Joey hat wahrscheinlich keine Gefahr bestanden. Schlechtes Urteilsvermögen mit dem Leben bezahlt. Trotzdem beides Helden.

    Antwort
  25. C. Karsten

    In der Psychologie gibt es drei Wege, wie man in solchen Situationen reagiert. Der Kampf, die Flucht, das Totstellen. Beim Kampf-Flucht-Reflex kommt es zu einer Überaktivierung des sympathischen Nervensystems. Der Reflex ist (im Anschluss an die Schreckphase/ Schrecksekunde) nach etwa 0,5 bis 1 Minute maximal mobilisiert und von der Wirkung der ausgeschütteten Hormone Adrenalin, Noradrenalin und dem etwas langsameren, dafür länger wirkenden Stresshormons Kortisol stimuliert.

    Und das hindert den Menschen daran zu denken. Er handelt. Mein Sohn hat den Kampf gewählt. Er war immer ein Kämpfer. Und was wirklich passiert ist, das weiß hier keiner von den vielen Kugrednern, wie z. B. eine Serafina, die nichts von meinem Sohn weiß, nichts von seinem Charakter, nichts, nichts, nichts … und sich hier aufführt, als ob sie selber mit dabei gewesen wäre! Wahrscheinlich gehört ihr zu den Leuten, die weggesehen hätten, und nicht mal im Stande gewesen wäre, die Polizei zu verständigt vor lauter Angst!

    http://www.earthtrail.de/survival-handbuch-outdoor/2012/3/18/autopilot-modus-angeborene-uberlebensreflexe.html
    Hier was zum Lernen …

    Zu sagen wäre noch, dass meinem Joey rechtsradikales, diskrimminierendes und rassistisches Denken, völlig fremd waren. Nationalität, Herkunft oder auch Hautfarbe haben für ihn NIE eine Rolle gespielt. Für meinen Sohn stand der Mensch im Vordergrund, dem er offen und ehrlich begegnete. Ich bedauere den Tod von der mutigen Tugce, und schenke ihr Achtung und Respekt für ihr Handeln. Und ich betrauere meinen Sohn, der weder dumm noch leichtsinnig war, nur menschlich, stark und mutig. Gäbe es mehr Menschen wie Joey und Tugce, wäre die Welt viel besser, schöner und gerechter!

    Antwort
  26. Wolfgang Schulze, Augsburg

    Hut ab, Fr. Karsten.
    Sie als seine Mutter, haben ihrem wertvollen, spirituell entwickelten Sohn den Eintritt in die Welt von Liebe und Hass ermöglicht und offensichtlich haben Sie ihm echte Werte vermittelt. Sie haben sehr gut argumentiert. Es wäre in der Tat besser für unsere Welt, wenn wir mehr aufrichtige Kämpfer mit dem Format dieser zu Tode gekommenen Menschen hätten. Aus eigener Erfahrung mit der direkten Konfrontation von massiver Gewalt weiß ich, man hat keine Zeit philosophische Erörterungen anzustellen. Das Adrenalin flasht durch den Körper und dann entscheidet der charakterliche Zug über die Vorgehensweise. Da ich nicht direkt betroffen bin, empfinde ich auch echtes Mitgefühl für die unglücklichen Täter, die sicher sehr darunter leiden. Ich bezweifle, daß es in ihrer bewußten Absicht lag, diese mutigen Menschen zu töten und wenn sie könnten, würden sie liebend gerne die Zeit zurückdrehen und anderst handeln. Aber wir wissen alle, es geht leider nicht. Meine Erfahrung mit einem Todesfall durch Gewalteinwirkung sehr nahe stehender Menschen: Die Zeit heilt keine psychischen Wunden. Das ist eine Illusion. Nur der gute Wille und die bewußte Liebe können dienlich sein, an solchen grauenhaften Unglücksszenarien nicht zu zerbrechen. Ich wünsche allen Beteiligten aufrichtig die göttliche Führung, die ihren Herzen erlauben möge, nicht zu hassen und bitter zu werden, sondern sich zu weiten und sich der Liebe zu erinnern, die uns auch in sehr dunklen Zeiten begleitet.

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